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Ist das Kleid aus Seide? Nein, es ist aus Milch!

Quelle: Mondo Freitag, 05.08.2011. 11:40
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Podeli

Kleidung aus Milch? „Ja, Kleidung aus Milch.“ Entschuldigung, aber stinkt das nicht? Anke Domaske lächelt gnädig, schüttelt den Kopf. „Die Reaktion kenn ich“, sagt sie. „Aber die Angst ist unbegründet. Schließlich ist Eiweißpulver ja auch geruchslos.“ Die Fasern, erklärt Domaske, werden aus Kasein gewonnen, einem Bestandteil und Nebenprodukt der Milch.

Seit 1930 werden Kaseinfasern hergestellt, allerdings war das Verfahren bisher sehr ressourcenaufwendig. Ungefähr 20.000 Liter Wasser waren nötig, um gerade einmal ein Kilogramm der Faser herzustellen, dazu wurden noch chemische Stoffe verwendet. Anke Domaske hat jetzt ein Verfahren entwickelt bei dem gerade einmal zwei Liter Wasser nötig sind, um ein Kilogramm Milchfasern herzustellen. Und: Im Gegensatz zu der alten Technik wird beim neuen Verfahren keine Chemie verwendet.

„Das Tolle an der Faser ist, dass sie so natürlich ist, dass man sie eigentlich essen könnte. Der Stoff ist antibakteriell und antiallergisch. Außerdem bleiben die 18 Aminosäuren aus der Milch erhalten, wirken auf die Haut und erhalten sie geschmeidig“, sagt Domaske. Hört man der blonden 28-Jährigen so zu, wie sie in ihrem Atelier in Hannover von chemischen Prozessen spricht, merkt man schnell, dass sie mehr ist als nur Modedesignerin. Domaske hat Mikrobiologie studiert und gleichzeitig ihre Modefirma Mademoiselle Chi Chi aufgebaut.

Mode und Biologie – wie passt das zusammen? „Meine Urgroßmutter war Hutmacherin und Modedesignerin. Ich habe schon als Kind geschneidert. Andererseits war ich auch immer naturwissenschaftlich interessiert.“ Ihr Vorbild, sagt sie so leise als wäre es ihr heute fast peinlich, war Robert Koch.

Lange Zeit pendelt Domaske zwischen Mode und Naturwissenschaften. Sie erforscht als Schülerin wie dreckig Telefonzellen sind und gewinnt damit bei Jugend forscht. Sie geht nach dem Abitur nach Japan und verkauft mit 19 Jahren im größten Kaufhaus Tokios ihre selbst designten T-Shirts. „Ich bin einfach zur Information gegangen und habe nach der Telefonnummer des Chefs gefragt.“ Anke Domaske bekam die ersehnte Nummer und die Chance, ihre Kleidung in Japan zu vertreiben.

Zurück in Deutschland gründet sie ihre Firma Madame Chi Chi in Hannover und studiert Mikrobiologie in Göttingen. Der Spagat zwischen Studium und Firma, Biologie und Mode, war dabei nicht immer ganz einfach. „Ich kenne in Göttingen nicht eine Studentenkneipe. Meinen Kommilitonen habe ich erzählt, dass ich für ein Modegeschäft arbeite, aber nicht, dass ich selbst ein Label leite.“

Inzwischen hängen Domaskes Kleider in verschiedenen Boutiquen, Stars wie Ashlee Simpson, Barbara Schöneberger tragen die Kollektionen von Mademoiselle Chi Chi. Und jetzt also Kleider aus Milch. Die Verbindung von Biologie und Mode – Anke Domaske hat sie für sich gefunden

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