Wie hat Sanja Knežević, serbische Dragon-Lady, 200 altes Dorf in erfolgreiches touristisches und Kulturzentrum "Latkovac" verwandelt?

Ehemaliges Gerichtsgebäude

Die achtundzwanzig Jahre alte Diplomarchäologin hat das hektische Leben in der serbischen Hauptstadt gegen die Ruhe eines kleinen Dorfes getauscht. Sie gehört bereits zu Frauen für alle Zeiten und wurde unlängst für die Dragon-Lady erklärt. Ihr Leben sieht ideal aus - sie hat ihren Traumberuf gefunden, nimt an humanitären Projekten teil und hat ein erfolgreiches Business.

Sanja Knežević hat das Ethno-Dorf "Latkovac" auf einem mehr als zwei hundert Jahre alten Landgut ihrer Urgroßeltern gebaut. Sie hat das vor zwei Jahrzehten verlassene Dorf Kavrici in ein erfolgreiches, über das ganze Jahr eröffnetes touristisches und Kulturzentrum verwandelt.

- Wir haben das Ethnodorf auf dem Landgut unserer Groß- und Urgroßeltern errichtet. Mit Hilfe meiner Schwestern Ana und Tanja und meiner Eltern habe ich einen verwüsteten und ruinierten Bauernhof adaptiert und wiederbelebt. Uns ist gelungen, das authentische Aussehen des Landguts zu bekommen. Mit der Rekonstruktion und Adaptierung des mehr als 200 Jahre alten Dorfes haben wir 2006 begonnen. Einheimische Bauunternehmen waren nicht bereit, Gebäude aus Lehm und Stroh zu rekonstruieren, weshalb wir Maurer aus umliegenden Dörfern engagiert haben. Sie haben ales mit Hilfe der Architekten getan. Wir haben Interieurexperten engagiert, aber auch selbst an allen Arbeiten teilgenommen. Unser Ethno-Dorf feiert morgen seinen dritten Geburtstag, weil wir die Türen am 8. Juli 2007 für unsere ersten Gäste aus Dänemark eröffnet haben - erzählte Sanja Knežević in einem Interview für "eKapija".

Das Ethno-Dorf "Latkovac" besteht aus vier Häusern, Stall und Scheune. Im ältesten, roten Haus, haben zahlreiche Gerichtsverhandlungen bis Anfang des 20. Jahrhunderts stattgefunden. Das 200 Jahre alte Haus wurde später privatisiert. Andere Häuser wurden Anfang des 20. Jahrhunderts aus Lehm, Stroh und Balken gebaut. In einem Raum, der vor zwei Jahrhundeten als Gefängnis und später fast 100 Jahre als Weinkeller gedient hatte, wurde in ein Ethno-Restaurant verwandelt. Das Restaurant ist nur für Gäste im Dorf offen. Hier werden die besten und köstlichsten serbischen Spezialitäten geboten.

Das Dorf hat beide Weltkriege überlebt und hat eine lange, sehr interessante Geschichte. Diesen Teil des Dorfes hat die Familie Kavrić bewohnt. Viele von ihnen waren bekannte und geschctzte Winzer, Landwirte, Handwerker und Künstler. Das Ethno-Dorf "Latkovac" befindet sich im nördlichen Teil der Gemeinde Aleksandrovac, am Fuß des Kopaonik-, Goc- und Željin-Gebirges. Das Dorf ist 220 km von Belgrad entfernt, 430 Meter über dem Meeresspiegel.

Drei tausend Touristen aus dem In- und Ausland haben das Dorf in den letzten drei Jahren besucht, erzählt Frau Knežević, die aus Belgrad nach Aleksandrovac umgezogen und diese Entscheidung nie bedauert hat.

Biblioteka

- Es ist nicht wichtig wo, sondern nur wie man lebt - betont Sanja Knežević.

Auf die Frage, wie ihr gelingt, über das ganze Jahr ausgebucht zu sein, antwortet sie, dass man das Hauptgewicht auf die Qualität der Dienstleistungen legen muss. Das Interesse der Gäste wird durch Organisation verschiedener Kulturveranstaltungen, Künstler-Workshops, Theateraufführungen auf einer Freilichtbühne, durch eine gut ausgestattete Bibliothek und durch maximalen Einsatz der Besitzerin geweckt.

Dank hoher Qualität des Angebots in ihrem Ethno-Dorf und bisherigen Ergebnissen wurde Sanja Knežević mit zwei Preisen in diesem Jahr ausgezeichnet. Sie wurde im Rahmen einer Aktion der "Opportunity Bank" (OBS) zur Förderung des Frauen-Business und Selbstbeeschäftigung für "Frau für alle Zeiten" erklärt und mit der Titel "Dragon-Lady" für das beste Selbstbeschäftigungs-Modell für Frauen ausgezeichnet.

Der Preis der "Opportunity Bank" im Wert von 500.000 Dinar will Sanja Kneževic in die Adaptierung eines alten Weinkellers in Konferenzsaal und in eine Ecke für beste Winzer in der Gegend, Träger des Titels "Wein-Ritter" investieren.

Ethno-Laden

Die junge Archäologin hat viele interessante Kulturveranstaltungen für Dorfbesucher vorbereitet - Festival der klassischen Musik "DREAM", Festival "Zvuci secanja" (Klänge der Erinnerungen) zu Ehren von Miodrag Knežević - Knez, einem der besten einheimischen Klarinettisten, der sein erstes und letztes Konzert im ältesten Haus im Dorf gegeben hat.

- Ihm zu Ehren sammeln sich seine Kollegen und Freunde jedes Jahres im Dorf "Latkovac", um an seine Musik und sein Leben zu erinnern. Wir organisieren das Festival in Zusammenarbeit mit Zentrum für traditionelle Musik "Abraševic" aus Kragujevac. Das Festival findet jedes Jahres, Anfang September, am Todestag des großen Künstlers statt. Der ganze Erlös ist für humanitäre Zwecken bestimmt - erklärt sie.

Und das ist nicht die einzige humanitäre Aktion. In Zusammenarbeit mit der Fernsehsendung "Kvadratura kruga" (Quadratur des Kreises) hat man eine Grundschule in Laktovac ausgestattet. Entwicklungsgestörte Schüler können ihre Arbeiten im Laden im Ethnodorf ausstellen und den Erlös selbst nutzen.

Ethno-Laden

- In unserem Ethnoladen verkaufen wir Handarbeiten der Damen aus dem Verein "Etnomreža Rasina" aus Kruševac, wir organisieren humanitäre Modenschauen sowie Lebensmittel-Ausstellungen mit hausgemachten Konfitüren, "Slatko", Ajvar...

Das Vollpension kostet 2.400 Dinar, Halbpension 2.000 und die Übernachtung mit Frühstück 1.500. Das Dorf bietet 27 Betten, aber Gäste können in anderen Pensionen in der Umgebung beherbergt werden. Das Dorf ist fast ausgebucht bis Ende August.

Die Aufzeichnungen bisheriger Gäste zeugen am Besten von ihrer Zufriedenheit:

- Meine lieben Gastgeber, ich bin stolz darauf, dass jemand so etwas in diesem wunderschönen Ambiente verwirklicht hat. Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen meinen täglichen Aufgaben und ihrem Einsatz hier. Ihr Fleiß und ihre Liebe, ein echter, ehrlicher Gedanke und Talent - das ist ihre Erfolgskombination. Sie haben hier etwas Wundervolles geschaffen. Ich warte ungeduldig auf den nächsten August - schrieb Katarina Kata Jovanović.

M.K.