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Alte Meister – Unternehmen "Višnjica" Hüter der Belgrader Kaffeehaus-Tradition schon sechs Jahrzehnte

Quelle: eKapija Sonntag, 27.12.2009. 19:33
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Gibt es etwas natürlicheres, als froh zu sein? Die Hochzeiten an der Mündung der Save in der Dona gehören deshalb zu den lustigsten. Im Moment der Eheschließung blickt die Braut auf den Park Kalemegdan und die Sieger-Statue als Symbole ihrer Gefühle und der Zukunftsvision. Beide Flüsse und naheliegende Brücken symbolisieren im Auge des Bräutigams die Verbindung zwischen seinem Junggesellenleben und dem künftigen Leben als Paar, so beginnt unser Interview mit dem Direktor des Unternehmens "Višnjica" Žarko Ratković.

Das Unternehmen betreibt, unter anderen, das Restaurant "Ušće" auf der linken Saveufer, in der Nähe des Museums für moderne Kunst, einem der schönsten Stadtteile in Belgrad.

Projektiert vom Architekten Stojan Maksimović wird es heute in der Architekturliteratr als das erste modernistisch gestaltete öffentliche Gebäude bezeichnet. Es scheint, dass das Restaurant mit einer langen Tradition den Kampf gegen härtesten Konkurrenten, zahlreiche Floss-Restaurants und –Bars definitiv gewonnen hat.

Das Unternehmen "Višnjica" betreibt 25 Restaurants und Kaffehäuser in Belgrad, unter denen die weitbekannten "Ušće", "Ima dana", "Devetka" und "Tošin bunar" sind. Mit dem Wunsch, die Atmosphäre der alten Belgrader Kafeehäuser zu bewahren, legt man das Hauptgewicht auf die kontinierliche Verbesserung und Erweiterung des Angebots. Man will einen gemütlichen Interieur, mit Musik und manchmal auch einer Rezitaiton im Hintergrund schaffen, in dem sich Gäste erholen und unterhalten können.

- Kaffehäuser und Restaurants waren immer wichtige Treffpunkte für Geschäftsleute, Familien und Freundekreise. Man hat sich hier zum Essen oder Getränk getroffen, um sich über Politk, Alltag, Reisen, Bekannten und Verwandten, gute und schlechte Zeiten zu unterhalten – erzählt Ratković und erinnert daran, dass die Regierungen einst in Kaffeehäusern gebildet und gestürzt worden waren, die Sitzungen von Redaktionskollegien stattgefunden und angesehene Künstler geschaffen haben.

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"Višnjica" will ihrer sechszig Jahre langen Tradition treu bleiben und gleichzeitig Wünschen und Forderungen der modernen Gäste entgegenkommen.

Nur als profitabel kann das Unternehmen überleben.

- Ein Konzept ist sinnvoll nur, wenn es sich als finanziell rentabel erweist – zitiert Ratković den Professor Radomir Lukić.

Das 1951 gegründete Unternehmen "Višnjica" betreibt heute 25 Kaffehäuser und Restaurants, die eine Fläche von 7000 m2 ennehmen. Es klingt fast unglaublich, dass das Unternehmen seit der Gründung immer mit Gewinn gearbeitet und Dividenden regelmässig ausgeschüttet hat, sogar nach dem Zerfall des Landes, während des Kriegs, der Inflation und UNO-Sanktionen. Das Geheimnis liegt vielleicht darin, dass das Unternehmen seit der Gründung vor 60 Jahren nur vier Direktoren gewechselt hat.

- Unsere Geschäftspolitik hat drei Ziele – Verantwortung gegeüber dem Staat, unseren Mitarbeitern und Aktionären. Wir haben in den Neunzigerjahren zunächst das Geschäftsleitungsmodell und erst danach die Eigentumsstruktur verändert. Jedes Restaurant hat seitdem als eine selbstständige Einheit funktioniert . Wir haben unsere Manager zusätzlich motiviert, die Fort- und Weiterbildung von Köchen und anderen Mitarbeitern unterstützt. Wir gehören zu seltenen Dienstleistungsunternehmen aus Ex-Yu, das alle Beschäftigten und Objekte behalten hat.

Laden Sie Ihre Frau am 8. März zu einem Bier in Jakarta ein

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(Tošin bunar)

„Laden Sie Ihre Frau am 8. März zu einem Bier in Jakarta“ – mit diesem Slogan hat man in der Belgrader Tageszeitung „Ekspres politika“ nach einer Pressekonferenz am 7. März 1996 für das neu eröffnete Bierlokal "Tošin bunar" (früher Restaurant) geworben.

Es gibt keinen Studenten in Belgrad, sagt man, der im Kafeehaus "Tošin bunar" unweit von der Studentensiedlung „Studentski grad“ in Neu Belgrad nie gesessen hat. Das war ein beliebter Treffpunkt von Studenten aus Indonesion. Während der Konferenz der Blockfreien Staaten in Belgrad besuchte der erste indonesische Staatspräsident Achmed Sukarno das kleine Kaffeehaus in Neu Belgrad und war von ihm so begeistert, dass das Kaffeehaus an diesem Tag noch einen Namen bekommen hat – Jakarta. Das Bierlokal Jakarta ist noch immer ein beliebter Treffpunkt von Studenten, heutigen und ehemaligen. Es handelt sich um Lokal für alle.

Coca Cola anstatt Wein

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(Restaurant Devetka)

- 3.300 von insgesamt 4.200 registrierten gastgewerblichen Objekten in Belgrad sind kleine Cafés, in denen man Kafee und Cola trinken und nichts zum Essen bekommen kann. Der moderne Gast in Belgrad geht vorwiegend abends aus und hat wenig Interesse am Essen. Wie gehören, leider, nicht zu dieser Welt, versuchen aber immer, auf Wünschen und Forderungen der Verbraucher einzugehen und gleichzeitig die Tradition und Schönheit einer Zeit zu bewahren. Genauso wie Wein, der mit zunehmendem Alter an Qualitäten gewinnt, wollen wir die Atmosphäre und den Geist der alten Belgrader Kaffehäuser bewahren.

Der beste Wein ist jener, der ihnen am besten schmeckt, sagt unser Gast und betont, dass Gäste in Restaurants „Devetka“ und "Ušće" unter 92 Weinsorten wählen können.

Außer den besten einheimischen und ausländischen Weinen bietet das Restaurant „Devetka“ im Park Košutnjak zahlreiche alte nationale Gerichte – Eintopfgerichte aus Fleisch und Gemüse vorbereitet in dem Sač (Geschirr zum Kochen auf dem offenen Feuer), Fladen, Klostergerichte, Grillgerichte, Braten, Steaks und Medaillons sowie verschiedene internationale Speisen.

Gast hat immer Recht, außer in einem Fall

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- Der Gast hat immer Recht, außer in einem Fall – wenn die Rechnung zu bezahlen ist. Wir sind aber bereit, eine Ausnahme zu machen. Die Gäste, die das Neujahrsfest in unseren Lokalen feiern wollen, müssen ihre Portemonnaies nicht mitbringen. Wir sind jeden Tag bereit, uns vom Vorjahr zu verabschieden, müssen aber wegen unserer Stammgäste auch am letzten Tag des Jahres arbeiten.

Das Unternehmen „Višnjica” organisiert Neujahrsfeier in Restaurants "Ušće", "Devetka" und "Ima dana".

Zeit, als Kaffeehäuser, dem Befehl des Bürgermeisters nach, erst nach dem Ende der Theateraufführungen, eröffnet wurden

Früher als in Paris, Wien und anderen europäischen Metropolen wurden in Belgrad die ersten Kaffeehäuser eröffnet. Der Belgrader Bürgermeister hat Anfang des 19. Jahrhundert verboten, dass Kaffehäuser vor dem Ende der Theateraufführungen eröffnet werden, um das Interesse am Theater zu erhöhen.

Kaffeehäuser waren damals Zentren des städtischen Lebens, wo Rechtsanwälte nach Zeugen gesucht haben, wo Theaterstücke entstanden und aufgeführt wurden, Konzerte und Bälle stattfanden, wo sich Sportvereine, politische Parteien, Gilden und sogar Parlamente zusammengetroffen haben.

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Viele wichtige Literaturwerke sind in Kaffehäusern entstanden. Man hat sich um neue künstlerische Ideen, Stile und Richtungen gestritten.

Das alte Bohemienviertel Skadarlija ist Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden, als die berühmtesten Künstler hier geschaffen haben. Das Restaurant „Ima dana“ in der Skadarska Straße N. 39 war damals der Mittelpunk des geistigen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Lebens. Das Restaurant wurde vom Architekten Uglješa Bogunović gebaut, an Stelle eines alten Wohngebäudes, in dem einst Dichter wie Tin Ujević, Sänger, Maler, Bohemien und Rebellen gelebt haben. Für die Innenaustattung und Seele war der akademische Maler und einer der größten Bohemien dieser Zeit Mario Maskarel zuständig. Er hat an den Wänden seine Freunde (Mitwohner und Besucher) gemalen, um sie vor dem Vergessen zu bewahren.

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